2021 ist das Europäische Jahr der Schiene. Ein Schienennetz mit einer Länge von 230.548 km verbindet große und kleine Städte, Dörfer und Metropolen und könnte sich, wenn es nach den Vorstellungen der Union geht, zur Hauptschlagader des Personen- und Güterverkehrs in Europa mausern.
Die Überlegung macht durchaus Sinn - schließlich wird der Schienenverkehr in Europaweitgehend elektrisch betrieben und ist zudem der einzige Verkehrsträger, der seine CO2-Emissionen seit 1990 kontinuierlich gesenkt hat. (https://www.europarl.europa.eu/news/de/headlines/eu-affairs/20210107STO95106/2021-europaisches-jahr-der-schiene)
Ein Viertel aller CO2-Emissionen entfallen in der EU auf den Verkehr. 71,8% davon auf den Straßenverkehr, 13,2% auf Flugreisen, 14,1% auf die Schifffahrt und nur 0,4% auf Bahnreisen. (Quelle: https://www.connectingeuropeexpress.eu/about/)
Damit ist eine Aufwertung der Bahnstrecken in ganz Europa ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz. Die Schiene feiert nach Jahrzehnten, in denen Langstrecken in allen europäischen Ländern sukzessive eingestellt wurden, ein fulminantes Comeback.
Aber - wie praktikabel ist die Bahn als Alternative zum Flugzeug oder dem eigenen Auto? Unsere Büromitarbeiterin Barbara hat die Probe aufs Exempel gemacht und mit ihrem Sohn Levi einen Rail-Roadtrip gemacht.
Von Graz ging es mit dem Zug nach Wien, von dort mit dem NightJet nach Amsterdam. "Nachdem wir in einem Sitzplatz-Abteil gereist sind, waren wir schon sehr früh wieder munter - und wurden in Köln mit einem wunderschönen Sonnenaufgang belohnt", berichten die beiden.
Ankunft in Amsterdam Centraal, das Gepäck ins Schließfach und mit einem leichten Rucksack die Stadt erkunden - ohne Parkplatz-Suchen. "Auffallend waren vor allem die ungezählten Radfahrer, die einem in den Straßen um die Ohren sausen. Und die Gestaltung der Verkehrsflächen, die den Radfahrern entsprechend viel Platz einräumen. Das ist man von daheim in der Form nicht gewöhnt", so unsere Mitarbeiterin.
Die Orientierung am Bahnhof fiel verblüffenderweise schwerer, als sich in der Stadt zurechtzufinden. Am Service, gerade für internationale Reisen, wird man definitiv noch arbeiten müssen, wenn die Bahn zum neuen Lieblings-Transportmittel der Europareisenden avancieren soll. Dem Herumirren auf der Suche nach dem Schelter für internationale Tickets folgte elendslanges Anstehen, weil von 6 vorgesehenen Schaltern nur einer besetzt war. Lesson learned: Tickets vorab online buchen, Sitzplätze vorab online reservieren, alles in Print griffbereit im Handgepäck. Und weder suchen noch anstehen.
Am Abend ging es dann in drei Stunden von Amsterdam nach Paris - anstandslos und komfortabel. Besonders angenehm gegenüber Flugreisen empfanden die beiden zum einen, dass sie nicht Stunden früher am jeweiligen Bahnhof sein mussten, und zwischen zwei Anschlüssen durchaus auch einmal durch die jeweilige Stadt flanieren konnten, sofern die Wartezeit das erlaubte. Wer schon einmal stundenlang am Flughafen auf einen Anschlussflug gewartet hat, weiß diese Freiheit zu schätzen. Auch der Umstand, dass man sich während der Fahrt im Zug weitgehend frei bewegen kann, kontrastiert wohltuend mit einem Langstreckenflug.
Die Heimreise erfolgte einige Tage später über Basel und Zürich. Zum Umsteigen in Zürich blieben gerade einmal 14 Minuten Zeit. Was bei einer Flugreise nie und nimmer funktionieren würde, war in diesem Fall überhaupt kein Problem. Auch, weil der TGV aus Paris pünktlich auf die Minute in Zürich eintraf. Chapeau!
Das Fazit: Wer es sich leisten kann, auch die Reise als Teil des (Kurz-)Urlaubs zu begreifen, für den sind Bahnreisen zu den schönsten Städten Europas durchaus eine Alternative.
Auch die Europäische Union möchte diese Erkenntnis den Menschen in Europa näherbringen, und hat deshalb im Jahr der Schiene auch den Connecting Europe Express auf Reisen geschickt. Im Zeitraum vom 2. September bis zum 7. Oktober 2021 hält der Zug an über 100 Orten in 23 Ländern und legt dabei mehr als 20.000 km zurück.
Am 24. September machte der Connecting Europe Express in Graz halt, und wurde von einer Gruppe von Projektpartnern und einer strahlenden Abordnung unserer Freunde von Europe Direct freudig empfangen (Fotos:Eeurope Direct, Land Steiermark/Chris Zenz)
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